Björn Ruppert

Künstler Statement

In meiner künstlerischen Praxis geht es mir darum, Bildräume zu schaffen, die nicht nur betrachtet, sondern erlebt werden wollen. Räume, in denen sich das Sichtbare mit dem Unsichtbaren verbindet, Natur mit Architektur, Erinnerung mit Gegenwart. Ich suche nach Schnittstellen zwischen Wahrnehmung und Vorstellungskraft – nach Momenten, in denen sich gewachsene Landschaften und menschengemachte Eingriffe begegnen.

Ich arbeite mit Ölmalerei und Linolschnitt und erforsche die Spannung zwischen organischer Form und konstruktiver Struktur. Pfähle, Quader, Balken oder architektonische Elemente schreiben sich in meine Bildräume ein. Sie stören, strukturieren oder erweitern die Landschaft, fordern das Auge heraus und regen die Imagination an.

Meine Bildwelten erinnern an verbotene Zonen – Orte, die gerade durch ihre Unerreichbarkeit eine magische Anziehungskraft entfalten. Sie wirken vertraut und zugleich fremd, lassen den Blick im Nebel schwanken zwischen Berg und Meeresufer. Diese Ambivalenz fasziniert mich: das Ungewisse, das sich nicht eindeutig verorten lässt.

Jedes Werk entsteht in einem vielschichtigen Prozess. Ich arbeite mit Farbschichtungen, strukturellen Verdichtungen und Eingriffen wie dem Zerschneiden und Wiederzusammenfügen von Bildteilen. Die dabei entstehenden Zwischenräume erzeugen ein Raster, das neue Rhythmen und Perspektiven eröffnet.

In meinen Linolschnitten verdichten sich diese Prinzipien: Streng geordnete, grell hervortretende Linienmuster kontrastieren mit wolkig mäandernden Naturformen. Es entsteht eine räumliche Tiefe, als wollten sich schwebende Landschaften daran festhalten. Die Spannung zwischen Ordnung und Auflösung, zwischen Struktur und Traumwelt wird hier besonders greifbar.

In der Serie Sichtung etwa treten schwarze Balken als visuelle Störfaktoren auf. Sie unterbrechen das Bild, verbergen Teile der Landschaft und werfen Fragen auf: Was liegt dahinter? Wie weit reicht unsere Vorstellungskraft? Mich interessiert, wie unser Gehirn mit Lücken umgeht – ob es ergänzt, ausblendet oder sich mit dem Fragment zufriedengibt. Es geht mir nicht um das Abbilden, sondern um das Sichtbarmachen von Wahrnehmung selbst.

Mein Atelier in der Altstadt von Neckargemünd ist für mich mehr als ein Arbeitsort – es ist ein Raum für Reflexion, Austausch und künstlerischen Dialog. Gemeinsam mit der Künstlerin Katharina Andes habe ich die Räume im Innenhof der Alten Stadtkasse über ein Jahr hinweg in Eigenregie renoviert. Auf zweieinhalb Etagen ist ein Ort entstanden, der Werkstatt, Galerie und Denkraum zugleich ist. Die Nähe zu Katharinas Atelier ermöglicht einen täglichen Austausch, der meine Arbeit bereichert und herausfordert.

Ein zentrales Anliegen meiner Praxis ist es, künstlerische Bezüge herzustellen – zu anderen Positionen, zur Kunstgeschichte oder zur Umgebung. In der Ausstellung Sammlung HD reformuliert im Heidelberger Forum für Kunst habe ich mich mit den Radierungen von Gotthard Glitsch auseinandergesetzt. Seine mystischen Landschaften habe ich in meine eigene Bildsprache übersetzt – als abstrahierte Linolschnitte mit herangezoomten Perspektiven, die neue Sichtweisen auf Natur und Erinnerung eröffnen. Solche künstlerischen Dialoge sind für mich ein Weg, Geschichte weiterzudenken und gleichzeitig meine eigene Position zu schärfen.

Biografisches

Ich bin 1980 in Ulm geboren und habe Kunst an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg studiert. Seit 2012 arbeite ich kontinuierlich als bildender Künstler, zunächst in den Breidenbach Studios, später im Atelier „Schmitthelm“ in Heidelberg. Seit 2024 bin ich mit meinem eigenen Atelier in Neckargemünd präsent. Meine Arbeiten wurden in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt, u.a. im Heidelberger Kunstverein, im Kunstverein Mannheim, bei der Willibald-Kramm-Stiftung und im Kulturamt Heidelberg. Ich bin Vorstandsmitglied im BBK Heidelberg / Forum für Kunst, und meine Werke sind Teil öffentlicher Sammlungen der Stadt Heidelberg.

Malerei

Linolschnitte